GEHÖRT
Warum wir über den Unterschied zwischen „introvertiert“, „extrovertiert“ und „schüchtern“
mehr reden sollten

In dieser Reihe reflektiere ich über Gelesenes, Gesehenes und Gehörtes, das mein Leben nach der Pandemie bereichern könnte. (Oder bereits währenddessen)
In diesem zweiten Beitrag geht es um eine Hörempfehlung dazu, wie man sich als introvertierte oder schüchterne Person in der Arbeitswelt Raum nehmen kann, und warum wir generell mehr über diese Unterschiede sprechen sollten
Disclaimer: Ich bin ein großes Fangirl von allen Inhalten, die Melina Royer und ihr Mann Timon für ihr erfolgreiches Projekt Vanilla Mind – Der Businessblog für leise Menschen mit innerer Stärke produzieren. Immer wieder begeistert mich ihr qualitativer Content, welcher sich vor allem an Introvertierte und Schüchterne wendet und sehr konkrete Tools für deren Arbeitsalltag liefert. Ganz unter dem Motto Still und Stark eben.
So heißt auch der Podcast von Melina und Timon, den ich heute empfehlen möchte. In der aktuellen Folge (Nummer 56 – Introvertiert sein: Ein Nachteil im Job? ) sprechen die beiden darüber, wie man als introvertierte Person im Businessleben bestehen kann, ohne dabei gegen den eigenen Charakter arbeiten zu müssen.
Sie erzählen im Detail, was introvertiert bzw. schüchtern zu sein für sie im Arbeitskontext bisher bedeutet hat und geben wertvolle Einblicke mit, wie sie herausfordernde berufliche Situationen meistern. Ein besonders wichtiger Fokus ihres Zugangs ist dabei, mit den genannten Begriffen wertfrei umzugehen.
Gehört-Fazit für Folge 56: Ein tolles Gespräch, das sich lohnt, von vorne bis hinten anzuhören.
Für wen? Für alle, die nicht mehr denken wollen, dass introvertiert sein und/oder schüchtern sein etwas ist, was man im Businessbereich verstecken sollte, und auf ihre Art und Weise loslegen wollen
Reinhören
AUF SPOTIFY:
AUF APPLE
PODCASTS:
Introwie?
Ich habe beim Zuhören wieder daran denken müssen, dass ich mir lange nichts Konkretes unter „introvertiert“, „extrovertiert“ und „schüchtern“ sein vorstellen konnte. Obwohl ich selbst definitiv introvertiert bin und auch Schüchternheit für mich kein unbekanntes Thema ist.
Dabei ist es so hilfreich, sich mit diesen Begriffen genauer auseinanderzusetzen, um sich selbst und die Menschen, mit denen man zu tun hat, besser einzuordnen und verstehen zu können.
Was mir früher nämlich auch nicht so klar war: Introvertiertheit oder Introversion ist – wie es Melina und Timon in der Still & Stark–Episode sehr treffend erläutern – ein angeborenes Charaktermerkmal. Vereinfacht zusammengefasst braucht das introvertierte Gehirn weniger Reize „von außen“, um ein gewisses Dopaminlevel (also einen angenehmen Reizzustand) zu erreichen und ist somit auch schneller überladen, wenn zu viel über den Tag verteilt darauf „einprasselt“.
Bei Extrovertierten verhält es sich im Umkehrschluss genau andersrum. Das extrovertierte Gehirn läuft durch Impulse von Außen erst richtig zur Hochform auf – vor allem auch im Kontakt mit anderen Menschen – und hat daher mehr Überreizungskapazität zu bieten.
Schüchternheit wiederum ist eine erlernte Angst, die im Kontakt mit anderen Menschen auftritt – und somit kein Charakterzug.
Begriffe – ein kleiner Reminder
Die grundlegenden Unterschiede (inklusive aller Begriffsvarianten, die ich im Duden finden konnte ) steckbriefartig nochmal zusammengefasst:



Wichtig: Hier zu sehen, sind grundsätzliche Tendenzen. Natürlich haben auch Extrovertierte nicht immer Lust auf Socialising und fühlen sich mal im Großraumbüro gestört. Und genauso sind Introvertierte manchmal einsam und möchten gerne spontan auf einen Kaffee gehen oder eine Runde am Kopierer quatschen.
If you know, you know
Wenn man Bescheid weiß, weiß man Bescheid. Das eigene Umfeld aber auch aktiv mitzugestalten, ist der nächste Schritt. Ich glaube, ich habe vor der Pandemie gar nicht gemerkt, dass ich mich den gängigen Arbeitsphilosophien in meinen bisherigen Jobs meist automatisch angepasst habe anstatt darüber nachzudenken, welche Abläufe für mich, speziell als introvertierte Person, gut funktionieren würden.
Fängt man damit erstmal an, fragt man sich, warum man es nicht schon viel früher gemacht hat. Mittlerweile weiß ich zum Beispiel, dass für mich mehrere kurze Pausen über einen langen Arbeitstag verteilt viel effektiver wirken als eine einzige lange Mittagspause. 5 bis 10 Minuten alleine am Fenster etwas Frischluft auftanken und dazu ein kleiner Snack, und ich bin sowohl im Büro als auch im Homeoffice wiederhergestellt. Ich brauche und liebe diese kurzen Leerlaufphasen sehr.
Wahrscheinlich sind es gerade diese vermeintlichen Kleinigkeiten, die, wenn sie einmal erkannt und nach außen kommuniziert sind, viel Verbesserung in die richtige Richtung bringen können. Egal, ob man Intro, Extro oder Schüchti ist.